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Ray sandte mir das Mail am 5.Jan. 2014

Ray sandte mir das Mail am 5.Jan. 2014, als ich gerade in Australien eingetroffen war. Er schrieb: «Obwohl ich seit langem kein Töfffahrer mehr bin, lese ich immer wieder beigeistert deine "Zeitungen". Daher habe ich mich entschlossen, einen Leserbrief zu schreiben, als kleines Dankeschön» (...)

Ray 25 Jahre: Honda CBR600 rot   Ray 28 Jahre CBR900RR gelb 



Zweiter Platz im Geschicklichkeitsfahren

Vor bald 20 Jahren habe ich in Basel an einem Polizeianlass bei einem Wettbewerb – wer kann am Längsten, am Langsamsten, mit einem Scooter einen kleinen Parcours befahren ohne abzustehen – teilgenommen. Damals war ich gerade an der „grossen“ Motorradprüfung, nachdem ich 2 Jahre brav 125er gefahren bin.

Ich weiss noch genau, wie ich dachte, dass bekomm ich nie hin, da ich bis dato noch nie mit einem Scooter gefahren bin. Nichts desto trotz meisterte ich den Parcours dermassen gut, dass ich gleich auf Platz 1 rutschte und somit bis zum Ende des Anlasses warten musste um zu sehen, ob und was ich dann effektiv gewonnen habe. Es war köstlich zuzusehen, wie prahlende, halbstarke Teilnehmer kläglich scheiterten. Bis fast zum Ende war ich auf Platz 1. Doch da kam dann doch noch ein Basler Polizist, der mich um mehrere Sekunden schlug. Ich war somit eigentlich nur noch auf Platz 2.

Zum Glück konnte dann der Gewinner (der Rangliste nach) aussuchen, was er wollte. Der Polizist nahm die tollen Handschuhe und mir blieb somit zum Glück der Preis für den eigentlich gedachten ersten Platz: Wow! Ein Motorradkurs, sowas konnte ich gebrauchen. Der Polizist hatte selbst ein Roller und konnte scheinbar die Handschuhe besser verwenden. Mein Glück.


Motorrad-Sicherheitsfahrtraining


Nun einige Monate später konnte ich dann den *Motorradkurs besuchen und am ersten Tag war Theorie angesagt, bevor es am zweiten Tag auf die Strecke ging. Nebst dem richtigen Kurvenfahren wurde uns auch vermittelt, dass man einen Fluchtpunkt suchen muss, wenn was im Weg steht, raus auf die Wiese, da es dort weit weicher sei wie beispielsweise mit einem harten Gegenstand zu kollidieren. Wie es so schön heisst, wenn man den Ausweis hat, heisst das noch lange nicht, dass man sich perfekt auf der Strasse verhält. Weit gefehlt, es geht einiges an Zeit, um wirklich Motorradfahren zu können, um keine Fehler zu machen. Den Menschen machen nun mal Fehler, sonst wären wir keine Menschen.


Neues Leben gewonnen

Jahre später fuhr ich auf einer gut übersichtlichen Landstrasse, welche 2 leichte Rechtsknicks hat. Die Sicht war gut und man konnte kilometerweit sehen. Sehen, wie 3 Autos mir von weitem entgegen kamen. Mir war irgendwie komisch zumute. Irgendwie hatte ich das Gefühl dass der Vorderste der drei recht langsam fuhr. Ohne weiter darüber nachzudenken – ich hatte Licht am Motorrad, schon damals – musste ich feststellen, dass der Hinterste der 3 zum Überholen ansetzt und nicht nur den Mittleren, nein auch den Vordersten der 3 überholt. Mir blieb – nun instinktiv und automatisch das Gelernte umgesetzt – nur das Ausweichen nach rechts, voll in die Eisen zu treten/greifen (wobei das mit dem Bremsen auf dem Rasen natürlich vorsichtig zu machen wäre, ich aber noch auf dem Teer war).

Nun, ich kam zum Stehen und just in dem Moment waren auf selber Höhe 2 Autos. Der, der überholt wurde und der Toyota Camry (dunkelmetallicroter Kombi) mit einer Baselländler-Nummer, der am überholen war. Letzterer auf meiner Spur. Mir blieben genau der Fahrbahnrand und der Anfang der Wiese auf der rechten Seite. Als ich da stand, die Autos an mir vorbeizischten, da hatte ich effektiv die Kacke in der Hose. Nach wenigen Minuten – als ich mich vom ersten Schock erholt hatte – versuchte ich dem Camry hinter her zu kommen, der war aber trotz meiner sehr am gesetzlichen Limit-Fahrweise weder einholbar noch auffindbar. Der muss wie eine gesenkte Sau gefahren sein.


Von da an hielten sich meine Ausfahrten mit meiner Honda CBR 600 in Grenzen. Ich war dann gar soweit, das Motorradfahren temporär einzustellen. Verkaufte den Töff um mich erst wenige Jahre später wieder auf eine CBR 900 zu schwingen. Jedoch auch dort, obwohl es mich noch immer reizen würde, Motorrad zu fahren, fuhr mir das erwähnte Ereignis so ein, dass ich kein richtiges Vertrauen mehr in das Töfffahren habe und es daher vor einigen Jahren ganz aufgegeben habe.

Ich habe sehr viel Achtung vor allen Tofffahrern, die sich im heutigen Getümmel auf die Strassen wagen und kann daher die Tramstrasse 100 nur wärmstens empfehlen. Jeder gemachte Weiterbildungskurs kann Leben retten. Meines hat ein solcher Kurs – vermutlich – mindestens gerettet.

Ich konnte in besagtem Moment meinem Blick vom auf meiner Spur entgegenkommenden Fahrzeug lösen und meinen Fokus auf den Fahrbahnrand fixieren und dort mein Motorrad sicher zum Stillstand bringen.

Auch ein Dank an den damaligen Polizisten von Basel, der mir den Kurs nicht vor der Nase weg geschnappt hat.

Hätte ich an dem Wettbewerb nicht teil genommen, den Kurs nicht gewonnen, wer weiss, ob ich nach am Leben wäre?

Ray Egle


Übrigens: Ray hat mir seine Lederkombi (rennstreckentauglich) gebracht, die weiter verschenken soll! Die Kombi dürfte für jemand der Körpergrösse etwa 1.70 bis 1.75 stimmen!

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