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Was ich schon immer gesagt habe - Astra reagiert?

Bei der Vorstellung der neuen Bedingungen in Egerkingen 2002 habe ich alle Schwachpunkte der neuen Regeln gleich prophezeit: In der Schweiz dauert es halt immer etwas länger ...

Nun schreibt 20min am 11.Mai 2016 online: «Töff-Anfänger riskieren ihr Leben»
Sie steigen ohne Fahrpraxis auf grosse Maschinen und verunfallen schwer: Motorradfahrer mit dem L. Nun will das Astra die Regeln verschärfen.

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Voraussetzung für «Löli Kat.A»: Führerkategorie A1

Wenn jemand gar nichts versteht von Motorrädern, dann ist das Besteigen einer grossen Maschine mit vielen Gefahren verbunden. Das ist nichts Neues! Deshalb wurde nach vielen tödlichen Unfällen von Fahranfängern in den Siebziger Jahren die Regelung eingeführt, dass jeder, der den «grossen Löli» bestellen will, erst 2 Jahre Fahrpraxis auf der kleinen Kategorie bis 125 Kubik erwerben muss - ab Prüfungsdatum, wohlgemerkt.
Das Resultat dieser Regelung war, dass die horrend teuren Versicherungsprämien Ende der Siebziger Jahre auf das wohl tiefste Niveau in ganz Europa gesunken sind.

2002 aber kamen die Behörden mit völlig neuen Regeln: Jeder, der 18 Jahre alt ist, darf sich auf eine grosse Maschine mit maximal 25 kW Leistung, egal welcher Hubraumkategorie, und alle über 25 Jahre alten Anfänger gar mit jeder Maschine, offene Leistungslimite nach oben unbegrenzt.
Seit 2015 gehören einige Maschinen in die Klasse über 200 PS - das Fatale an der ganzen Sache ist, dass hier völlig verkehrsunerfahrene Anfänger unbegleitet auf Lernfahrten gehen können! Vom Velo direkt auf 200 PS!

Ich hatte nichts dagegen, wenn nur der kleine Passus gewesen wäre, dass jeder, der den Antrag für die grosse Kategorie stellt, wenigstens die Kat. A1 im Führerausweis hat - also alle 16-18jährigen Roller- und Töff-Fahrer eine Führerprüfung absolvieren müssen, bevor sie aufsteigen können bzw. die Autofahrer, die den grossen Ausweis begehren, wenigstens prüfungsfrei auf 2 Rädern in der Kat. A1 erste Erfahrungen gesammelt haben müssen.

Wer weiss, vielleicht ist diese Erkenntnis nun bis nach Bern vorgedrungen?

Stand: 11.Mai 2016, Urs Tobler

Wortlaut des ganzen Beitrages:

Am Auffahrts-Wochenende sind mehrere Schweizer mit ihren grossen Motorrädern schwer verunfallt. Darunter auch ein 31-Jähriger, der nach einem Unfall im Südschwarzwald im Spital verstarb.

Wie lange die verunfallten Lenker schon ihren Führerschein hatten, ist nicht bekannt. Laut Bundesamt für Statistik hat aber ein Drittel aller Unfallfahrer von Maschinen über 125 ccm den Ausweis seit weniger als drei Jahren. Über 10 Prozent aller Unfälle werden gar noch mit dem Lernfahrausweis verursacht.

Jeder vierte tödlich Verunglückte war Lernfahrer

Während die Unfallzahlen mit grossen Motorrädern insgesamt etwa gleich hoch bleiben, nehmen jene mit dem Lernfahrausweis weiter zu. Waren es 2011 noch 13 Prozent, machten sie vergangenes Jahr bereits 16 Prozent aller Unfälle aus. Zudem waren 2015 von insgesamt 49 tödlich verunfallten Lenkern auf grossen Motorrädern 13 noch mit dem L unterwegs – also rund jeder vierte. Dies zeigen statistische Erhebungen des Bundesamts für Strassen (Astra).

Beim Schweizerischen Motorfahrlehrerverband ist man sich bewusst, dass die ungeübten Fahrer ein Problem sind. «Wer über 25 ist und einen Führerausweis fürs Auto hat, kann zum Töffhändler gehen, sich eine 1200er-Maschine kaufen und mit dem L losfahren», sagt Präsident Jürg Stalder. Je weniger ein Fahrer sich in Fahrtechnik auskenne und wisse, wie man mit so einer grossen Maschine umgehe, desto grösser sei die Unfallgefahr. Stalder empfiehlt darum jedem Anfänger, mit dem Fahrlehrer zum Töffhändler zu gehen oder zuerst einen Grundkurs zu absolvieren.

Motorradfahren ist zum Lifestyle mutiert

Auch Roland Fuchs von der Fachstelle für Zweiradfragen bezeichnet Töfffahren als anspruchsvoller als Autofahren. «Gute Fitness und das Beherrschen der Maschine sind unabdingbar.» Ein guter

Motorradlenker werde man nur durch viel Übung. Motorradfahren sei in den letzten 10 Jahren aber zum Lifestyle mutiert. «Die wenigsten fahren mit dem grossen Töff zur Arbeit, sondern machen am Wochenende ihre Töfftour.»

Fuchs und Stalder sind dennoch gegen zusätzliche Obligatorien für Töfffahrer. «Das funktioniert meistens nicht, sondern verärgert die Leute und dann ist der Lerneffekt nicht mehr da», sagt Stalder. Er plädiert darum für strengere Prüfungbedingungen.

Astra und BfU wollen Anpassungen



Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) hat man das Problem erkannt. Unter der Federführung des Astra wurde bereits ein Massnahmenkatalog zur Optimierung der Fahrausbildung erarbeitet. «Unter anderem soll der Direktzugang zu grossen Motorrädern abgeschafft werden», sagt Mario Cavegn von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU; siehe Box).

Weitere angedachte Massnahmen seien Anpassungen bei der Ausbildung von Motorradfahrern bezüglich Vorerfahrung, Mindestalter und Anforderungen. Die Vorschläge sollen noch dieses Jahr in die Vernehmlassung gehen.

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